Humanoiden im Hotel

© Casablanca Hotelsoftware GmbH
Ein Roboter an der Hotelrezeption – diese Vorstellung mag für viele nach ferner Zukunftsmusik oder Science-Fiction klingen, könnte allerdings tatsächlich schon bald Alltäglichkeit werden. Das Schönwieser Unternehmen Casablanca Hotelsoftware arbeitet jedenfalls intensiv daran, ein entsprechendes Produkt auf den Markt zu bringen, und möchte bereits im nächsten Jahr erste Feldversuche mit seinem digitalen Rezeptionisten starten.
Unterstützen, nicht ersetzen
Für Alexander Ehrhart, den Gründer und Geschäftsführer der Oberländer Softwareschmiede, ist ein Roboter an der Rezeption gewissermaßen vorläufiger Endpunkt der fortschreitenden Digitalisierung in der Hotellerie. Das Ziel derselben, so Ehrhart, sei es stets gewesen, so viele Abläufe wie möglich zu automatisieren, um sowohl den Gästen als auch den Betreibern von Unterkünften bestimmte Arbeiten abzunehmen. Das habe mit Zimmerplanung und Reservierung begonnen und mit Anfrage- und Channel-Management, Onlinebuchung sowie Zahlungsabwicklung seine Fortsetzung gefunden. „Ein digitaler Rezeptionist ist nun der nächste logische Schritt in dieser Entwicklung“, sagt der Experte. „Letztlich geht es einfach darum, ein neues Device in die Hotelsoftware zu integrieren und damit einen weiteren Aufgabenbereich abzudecken.“
Der Roboter
Produziert wird der Roboter namens Pepper von einem französischen Unternehmen, Casablanca kümmert sich lediglich um die Entwicklung der Software. Die Bezeichnung „Casai“ setzt sich zusammen aus dem Firmennamen „Casablanca“ und „AI“, dem englischen Kürzel für „Künstliche Intelligenz“.
Und genau an solch einem Gerät tüftelt Ehrharts Team seit nunmehr rund einem Jahr, wobei „Casai Pepper“, wie der Roboter heißt, am Ende dieselben Tätigkeiten wie sein menschliches Vorbild übernehmen und folglich weit mehr sein soll als nur eine Art anthropomorpher Check-in-Automat: Die Begrüßung der Gäste, deren Anmeldung sowie die Aufnahme und Ergänzung von Daten gehören ebenso zu seinem künftigen Aufgabenbereich wie Auskünfte (etwa über nahegelegene Wanderungen) und sogar, falls gewünscht, die Begleitung aufs Zimmer. Damit soll der Roboter vorhandenes Personal aber nicht ersetzen, sondern lediglich unterstützen, wie Ehrhart bekräftigt. Ihm zufolge gehe es hauptsächlich darum, Arbeiten zu übernehmen, „um die sich kein Angestellter reiße“, Nachtdienste beispielsweise.
Sprechen statt Tippen
Obwohl man erst seit etwas über einem Jahr daran arbeite, sei die Entwicklung des Roboters schon relativ weit fortgeschritten, sagt Ehrhart. Casai Pepper könne bereits durch Winken auf sich aufmerksam machen, sich Menschen zuwenden, diese durch Gesichtserkennung identifizieren und auch mit ihnen sprechen. Letzteres, so Ehrhart, sei der entscheidende Vorteil gegenüber Automaten und berge das größte Potenzial. „Der Gast muss nichts eingeben, nichts klicken und nichts tippen, nur mit dem Roboter reden. Alles passiert über sprachbasierte Kommunikation“, erläutert der Schönwieser. „Deshalb können auch Gäste davon profitieren, die nicht so IT-affin sind.“

„Der Gast muss nichts eingeben, nichts klicken und nichts tippen, nur mit dem Roboter reden. Alles passiert über sprachbasierte Kommunikation.“
Die Integration eines Chatbots und die Verbesserung der Spracherkennung stellen derzeit noch eine der größten Schwierigkeiten für die Entwickler dar – wenn es nach Ehrhart geht, könnten aber schon im kommenden Jahr erste Probeeinsätze mit Casai Pepper durchgeführt werden. Bevor man ihn schließlich an interessierte Hoteliers verkaufe, wolle man erst einmal beobachten, wie sich der Roboter im täglichen Betrieb schlägt und vor allem, wie die Gäste auf ihn reagieren.
Die Zeit ist (fast) reif
Was den generellen Stellenwert von Robotern im Tourismus betrifft, ist Ehrhart überzeugt davon, dass sie schon in wenigen Jahren nicht mehr aus der Branche wegzudenken sind und sich in verschiedenen Bereichen etablieren werden. Im Moment herrschten vielerorts zwar noch Berührungsängste vor, es sei allerdings nur eine Frage der Zeit, bis diese zerstreut würden, so der Unternehmer: „Man sieht das oft bei digitalen Neuheiten, dass viele anfangs skeptisch darauf reagieren. Bei Smartphones ist das ja auch nicht anders gewesen.“
Was Ehrhart in dieser Hinsicht zusätzliche Hoffnung gibt: Bei ersten Präsentationen von Casai Pepper habe sich gezeigt, dass die Hemmschwelle bei Kindern tendenziell niedriger sei. „Und diese“, so Ehrhart, „sind ja die nächste Klientel. Deshalb bin ich zuversichtlich.“
Bots, Butler und Barkeeper
Es gibt weltweit bereits einige touristische Betriebe, die Roboter einsetzen. Eine kleine Auswahl.
In der Lobby des New Yorker Yotel Hotels kümmert sich ein Roboter namens Yobot mit seinem langen Gelenkarm um die Zwischenlagerung von Gepäckstücken. Insgesamt hat Yobot die Aufsicht über 150 Schließfächer.
Im M Social Hotel in Singapur greift der Roboter Aura dem Hotelpersonal tatkräftig beim Zimmerservice unter die Arme. Er bringt Bestellungen direkt zu den Gästen und kann sogar selbstständig Aufzüge bedienen.
Auf Schiffen der Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean findet man Roboter, die als Barkeeper fungieren. Die Bestellung erfolgt per App, danach machen sich zwei bionische Greifarme an die Arbeit und mixen den gewünschten Drink.
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