Prädestinierte Destination

© Tirol Werbung/Wolfgang Ehn, Tirol Werbung/Monika Höfler, Tirol Werbung/Tobias Madörin, Tirol Werbung/Ludwig Mallaun, Linser Hospitality GmbH (2)
Dass der Gesundheitstourismus riesiges Potenzial hat und Tirol mit seiner Natur und den zahlreichen Sportmöglichkeiten als Destination dafür prädestiniert ist, ist für den Unternehmer, Tourismusberater und Managing Director bei der Linser Hospitality GmbH, Franz Linser, unbestritten. Das dafür notwendige Bewusstsein für diese Chance sieht der ehemalige Politiker jedoch noch nicht ganz ausreichend vorhanden und fordert daher: „Hier braucht es eine klare Ansage von oben – von der Politik. Einzelne Betriebe wie Hotels brauchen die Gewissheit, dass sich für sie Investitionen in diese Richtung auch rentieren.“

„Es ist wenig glaubwürdig, ein breites Gesundheitsangebot anzubieten und abends am Buffet nur Schnitzel und Schweinsbraten aufzutischen.“
Als Beispiel, wie fruchtbar eine solche Planungssicherheit sein kann, nennt er unter anderem Mecklenburg-Vorpommern. Dort habe man bereits vor geraumer Zeit einen Zehn-Jahres-„Masterplan Gesundheit“ ausgerufen und Betriebe, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben, mit Fördersummen ausgestattet. Ähnliche Initiativen habe es auch in anderen Ländern gegeben, und für Franz Linser ist klar: „Diese Destinationen haben uns heute einiges voraus.“ Ein ähnliches Konzept wäre daher auch für Tirol von großem Vorteil, ist er überzeugt.
Konzentration
Was die vorhandene Infrastruktur anbelangt, glaubt der Tourismusberater, sei Tirol wiederum außergewöhnlich gut aufgestellt. Viele Hotels in unterschiedlichen Preissegmenten hätten vor Jahren in Wellnessbereiche investiert, die sich nun relativ einfach und kostengünstig in Richtung Gesundheitstourismus um- und ausbauen ließen.
Was die Zielgruppen für Gesundheitstourismus anbelange – die müsse man breiter denken, sagt Linser: „Erstens schließt die eine Gruppe die andere nicht aus.“ Und zweitens dürfe man hier nicht zu streng in Kategorien wie Geschlecht oder Alter denken. Der Wunsch, sich im Urlaub bewusst seiner Gesundheit zu widmen, ziehe sich durch (fast) alle Alters- und Gesellschaftsschichten.

„Das Thema bietet viele Möglichkeiten und das in allen Preissegmenten.“
Wichtig sei, eine Palette an entsprechenden Angeboten zu schaffen, betont Linser: „Der eine will abnehmen, der andere sportlich aktiv sein und der Dritte will bewusst Ruhe, die Natur erleben und dafür sein Handy ausschalten.“ Einzelnen Betrieben rät Franz Linser, sich auf ein Thema zu konzentrieren und konsequent durchzuziehen: „Es ist wenig glaubwürdig, ein breites Gesundheitsangebot anzubieten und abends am Buffet nur Schnitzel und Schweinsbraten aufzutischen.“
Konsequenz
Für eine solche konsequente Konzentration entschieden hat sich Familie Mauracher, Betreiber des Ayurveda Resorts Sonnhof in Hinterthiersee. 1987 haben Johann und Brigitte Mauracher den Sonnhof – damals ein traditionelles Tiroler Gasthaus – übernommen. 1992 bauten sie den Betrieb zu einem Hotel aus, 2005 kam die Idee, sich auf Ayurveda zu spezialisieren. Ab 2016 wurde der Sonnhof um weitere Betten sowie ein Ayurveda-Zentrum mit Yogaraum, Massageräumen, Arztzimmer und Saunabereich erweitert.
Heute gibt ihnen der Erfolg recht – damals waren nicht nur Außenstehende skeptisch: „Für eine solche Entscheidung braucht es immer Mut, wir wussten ja selbst nicht, ob es uns aufgeht“, erzählt Johann Mauracher. Ebenso wichtig wie der Mut zur Veränderung sei es auch, hinter seiner Idee zu stehen: „Man muss an sein Konzept glauben und es auch authentisch umsetzen.“
Johann Mauracher ist überzeugt, dass das Potenzial des Gesundheitstourismus in Tirol bei Weitem noch nicht ausgeschöpft wird. Er wundere sich, sagt der Hotelier, dass sich nicht mehr Betriebe spezialisieren. „Das Thema bietet viele Möglichkeiten und das in allen Preissegmenten.“
Mehr als nur Wellness
Gesundheitstourismus ist ein Überbegriff für Reisen, bei denen gesundheitliche Aspekte und unter anderem auch medizinische Behandlungen im Vordergrund stehen. Die Themen reichen von Ernährung über Sport bis hin zu Digital Detox (sprich: Urlaub ohne Smartphone und Tablet).
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