Sicher unterwegs

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Sicherheit stellt ein grundlegendes menschliches Bedürfnis dar und steht gleichbedeutend mit hoher Lebensqualität. Auch in den Medien ist das Thema überaus präsent, wobei seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme an sicherheitsrelevanten Meldungen und Nachrichteninhalten zu beobachten ist. Das erweckt den Anschein, als sei das Sicherheitsbedürfnis der Menschen über die Zeit stetig angestiegen – ein Trugschluss, wie Martin Lohmann, Diplompsychologe und Geschäftsführer des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT), erklärt.
„Sicherheit ist heutzutage in der Tat eine breit in der Öffentlichkeit diskutierte Angelegenheit und nimmt in der täglichen Berichterstattung immer mehr Raum ein“, so Lohmann. „Es handelt sich dabei allerdings in erster Linie um eine mediale Geschichte: Risiken werden mittlerweile viel häufiger in den Medien thematisiert als früher. Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen an sich hat sich jedoch nicht groß geändert.“

„Risiken werden mittlerweile viel häufiger in den Medien thematisiert als früher. Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen an sich hat sich jedoch nicht groß geändert.“
Dass Terrorismus, Katastrophen, Unfälle und dergleichen heute fester Bestandteil zahlreicher Nachrichtensendungen sind, ist Lohmann zufolge also in erster Linie ein Kommunikations-Phänomen – und sagt als solches wenig über ein tatsächlich höheres Sicherheitsbewusstsein auf Seiten der Bevölkerung aus. „Menschen haben sich schon immer bestimmten Risiken ausgesetzt und werden das auch weiterhin tun“, meint der Experte. „Das gilt sowohl für den Alltag als auch für den Urlaub.“
Breiter Sicherheitsbegriff
Grundsätzlich muss jedoch zwischen verschiedenen Ausprägungen von Sicherheit bzw. möglichen Gefahren im Urlaub differenziert werden. Zum einen gibt es absehbare Risiken wie Erkrankungen oder Unfälle, die sich mitunter zwar durch das eigene Verhalten teilweise einschränken, aber trotzdem nie gänzlich ausschließen lassen. Solcherart Bedrohungen nimmt man als Urlauber in der Regel jedoch in Kauf, weil man die Reise oder bestimmte Aktivitäten andernfalls nicht durchführen könnte. Wer etwa eine Fernreise unternimmt, geht bewusst das Risiko ein, unter Umständen eine Zeitlang unter Magen-Darm-Problemen oder Ähnlichem zu leiden. Ein Skifahrer, der sich auf eine schwarze Piste wagt, muss sich wiederum darüber im Klaren sein, dass eine Prellung beispielsweise zumindest im Bereich des Möglichen liegt.

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Auf der anderen Seite existieren aber auch unwägbare Gefahrenpotenziale, die sich nicht so leicht vorhersehen lassen und auf die man selbst keinerlei Einfluss hat – dazu gehören Naturkatastrophen ebenso wie terroristische Anschläge. „Diesen Risiken setzt man sich im Allgemeinen als Urlauber jedoch nicht aus“, erläutert Lohmann. „Schließlich käme niemand auf die Idee, irgendwohin zu reisen, wo er mit dem Tod rechnen muss.“
Dass etwaige Sicherheitsbedenken tatsächlich auch längerfristige Auswirkungen auf Reiseströme haben können, zeigte sich zuletzt unter anderem in Ägypten und der Türkei: Beide Länder verzeichneten aufgrund von Terroranschlägen oder politischer Krisen in den Jahren zwischen 2015 und 2017 einen beträchtlichen Rückgang an Gästen und konnten sich erst durch gezielte Maßnahmen wieder konsolidieren.
Reizvolles Risiko
Der Sicherheitsaspekt fließt also durchaus in die Urlaubsentscheidung von Menschen mit ein, ist aber, wie Lohmann festhält, trotzdem nicht als Hauptkriterium anzusehen – für Gäste seien nämlich in erster Linie die Erreichbarkeit, die Attraktivität und die touristische Ausstattung einer Destination von Interesse. „Niemand fährt an einen Ort, nur weil dieser besonders sicher ist“, so Lohmann. „Sicherheit ist nur eine Nebenbedingung, wenngleich auch eine sehr wichtige.“
Unabhängig davon bleibt jedoch festzuhalten, dass ein gewisser Risikoanteil einfach zu jedem Urlaub mit dazugehört. Einerseits natürlich, weil sich manche Gefahrenpotenziale nicht vollständig eliminieren lassen, zum anderen aber auch, weil ein bestimmter Unsicherheitsfaktor erst den Reiz einer Reise ausmacht. „Man reist, um etwas zu erleben, um seine Komfortzone zu verlassen“, meint Lohmann. „Wenn man völlige Sicherheit sucht, kann man ja auch gleich zuhause bleiben.“
Reisewarnungen
Aufschluss darüber, ob eine Destination grundsätzlich als sicher für Reisende angesehen werden kann oder nicht, gibt in Österreich das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Dieses analysiert auf Basis genau definierter Kriterien laufend die Sicherheitslage von Ländern und teilt diese in insgesamt sechs Kategorien ein. Sicherheitsstufe sechs ist dabei gleichbedeutend mit einer Reisewarnung – das heißt, das Ministerium rät aufgrund großer Gefahren dringend von einem Aufenthalt in einem bestimmten Land ab.
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