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Attraktive Angebote

Die richtigen touristischen Angebote schaffen es, die Saisonen zu verlängern und Übergangszeiten zu beleben. In Tirol gibt es bereits Konzepte, die es ermöglichen, das Land zur Ganzjahresdestination zu machen.

DEZEMBER 2023Text: Barbara Kluibenschädl
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MICE-Tourismus

Veranstaltungen in den Alpen

 

Kongresse, Incentives und Meetings machen knapp zehn Prozent des gesamten touristischen Aufkommens in Tirol aus und beleben vor allem touristisch schwache Monate.

Frau steht beim Fenster
Tirol punktet auch im Bereich Workation mit seiner Natur, die für Gäste einen guten Ausgleich zur Arbeit bietet.
© Tirol Werbung | Schreyer David

Das Convention Bureau Tirol mit Sitz in Innsbruck wurde vor knapp 20 Jahren als Teil der Tirol Werbung ins  Leben gerufen. „Die Aufgabe des Convention Bureau ist es, Tirol als Veranstaltungsort international zu positionieren und zu bewerben“, erklärt Veronika Schumann, Leiterin des Convention Bureau. Ihr Team sei die Anlaufstelle für internationale Organisator:innen und koordiniere Angebote vor Ort, um Veranstaltungen aller Art in Tirol zu ermöglichen.

Randzeitenfüllung mit hoher Wertschöpfung
Der MICE-Sektor (MICE steht für Meetings, Incentives, Conventions und Events) schaffe es wie kein anderer, die Zwischensaisonen in Tirol zu füllen. „Die Hauptmonate für Tagungen und Kongresse sind September und Mai, gefolgt von Oktober, November, April und Juni“, erklärt Veronika Schumann. „Außerdem gibt ein Tagungsgast viermal so viel aus wie ein klassischer Urlaubsgast.“ Das erschließe sich aus der im Durchschnitt längeren Aufenthaltsdauer, aber auch den unzähligen Dienstleister:innen wie Cateringfirmen, Technikanbieter:innen, Eventveranstalter:innen, Restaurants und Geschäften, die miteingebunden werden.

„Regionen und Betriebe, die von diesem Tourismussektor besonders profitieren, haben sich diesem meist auch ganz verschrieben“, so die Veranstaltungsexpertin. Damit nur die Randzeiten zu füllen, sei zu wenig, um Erfolg zu haben. Als Forschungs-, Wissenschafts- und begehrter Wirtschaftsstandort sei Tirol ein international anerkannter Treffpunkt für einen fachlichen Austausch und wertvolle Begegnungen.

Menschen sitzen an einem Tisch
Für erfolgreichen MICE-Tourismus braucht es passende Locations und die richtigen Rahmenbedingungen.
© belle&&sass

Zwischen Natur und Bergen
Mittlerweile haben viele Unternehmen und Organisator:innen strenge Richtlinien bezüglich der Umweltverträglichkeit ihrer Veranstaltungen. Anreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Betriebe mit Umweltzertifizierungen sind bei vielen großen Firmen Teil ihrer Veranstaltungsstandards – Stichwort Green Events. Auch beim Rahmenprogramm von Tagungen und Kongressen würden mittlerweile für Teilnehmer:innen Compliance-Regeln hinsichtlich der Klimafreundlichkeit gelten, weiß Schumann. Tirol kann dabei mit dem Luxus der Natur punkten, so die Leiterin des Convention Bureau. Das komme auch dem Trend entgegen, dass Tagungsgäste zunehmend mehr Zeit zum Regenerieren und Erholen neben den Veranstaltungen suchen.

Veronika Schumann

Zur Person: 
Veronika Schumann 

leitet des Convention Bureau Tirol.

Wellness

Entspannt über das Jahr

Saunieren, Baden, sich erholen und den Stress hinter sich lassen sind ein wetterunabhängiges und über alle Monate hinweg attraktives Angebot für Gäste.

Zwei Personen in der Sauna
© Tirol Werbung | Jarisch Manfred

Der Wellnesstrend begann vor etwa 30 Jahren, erinnert sich der Hotelier Christian Harisch. Er ist der Geschäftsführer der Harisch Hotels, zu denen auch Wellness- und Gesundheitshotels wie der Lanserhof und der Schwarze Adler in Kitzbühel gehören. Karl C. Reiter, Inhaber des Posthotels am Achensee, sei einer der Vorreiter des Spa-Angebots in Tirol gewesen. Damals habe man ihn für seine Investitionen in die Wellnessanlage des Hotels noch für verrückt erklärt, mittlerweile seien die Wellness- und Erholungskonzepte aber ein unverzichtbares Angebot für den Ganzjahrestourismus.

Vielfalt und Authentizität
Die Spa- und Entspannungslandschaft hat in Tirol viele Gesichter, von den Thermen in Ischgl und Längenfeld über Hotels mit eigenen Wellnessbereichen bis hin zu Retreats und anderen Erholungsangeboten. „Beim Wellnessen geht es darum, die körperliche, geistige und seelische Balance zu finden“, erklärt Elisabeth Mauracher, Geschäftsführerin des Ayurvedahotels Sonnhof in Hinterthiersee. Gäste kommen mit dem Bedürfnis, sich ausruhen und erholen zu können.

Das Zielpublikum für Wellness sei tendenziell eher weiblich, Mitte 30 und vor allem aus dem DACH-Raum. Besonders sei auch, dass der Wellnessbereich viele Alleinreisende anziehe. Das läge am Konzept des Hotels, das eine Rundumbetreuung anbietet. „Bei uns kommen Gäste direkt für die Anwendungen und sehen das Wellnessangebot nicht nur als Rahmenprogramm“, so Mauracher. Das sei zwar sehr profitabel, aber die Implementierung sei komplex und auch das richtige Personal sei von Nöten. „Wichtig ist es, dass man hinter dem eigenen Konzept steht“, weiß die Hotelierin. Das sei ein Schlüssel zum Erfolg.

Zeiten ändern sich
Auch Wellnessen unterliegt dem Lauf der Zeit und hat sich seit seinen Anfängen verändert. „Immer wichtiger wird die geistige Wellness“, so Christian Harisch. Besonders seit Corona habe sich dahingehend viel verändert, weiß Elisabeth Mauracher. „Es geht nicht mehr nur um körperliche Erholung, sondern Gäste kommen auch, um Lösungen für seelische Probleme zu finden.“ Saunen und Schwimmbäder werden nach wie vor Bestand haben, aber die Größe des Wellnessangebotes sei nicht mehr das Wichtigste. „Die Hardware muss da sein, aber die Software wird immer wichtiger.”

Hallenbad
Ob in der Therme, im Retreat oder im hoteleigenen Spa-Bereich: Gäste suchen das ganze Jahr über Erholung.
© Tirol Werbung | Jarisch Manfred

Christian Harisch

Zur Person:
Christian Harisch

ist der Geschäftsführer der
Hotelgruppe Harisch Hotels,
die mehrere Hotels in Tirol
und Deutschland betreibt.

Christkindlmärkte

Tradition bringt Frequenz

Das Christkindlmarktangebot in Tirol schafft es, Menschen auch in der kalten Jahreszeit in Städte und Ortschaften zu bringen und so die heimische Wirtschaft zu beleben.

Weihnachtsmarkt Altstadt Innsbruck
Christkindlmärkte sorgen dafür, dass Städte auch im November und Dezember für Gäste attraktiv sind.
© Markus Mair

Veranstaltungen schaffen Frequenz“, weiß Robert Neuner, Geschäftsführer der IAI Veranstaltungs GmbH. Mit seinem Team ist er verantwortlich für die Organisation und Umsetzung der Innsbrucker Christkindlmärkte und der Bergweihnacht Innsbruck, aber auch für Themenmärkte zu Ostern, Bauernmärkte, Wein- und Gassenfeste im Zentrum der Landeshauptstadt. Von diesen würden nicht nur Unternehmer:innen, die ihre Ware direkt dort verkaufen, profitieren, sondern auch die umliegenden Betriebe, wie etwa Hotels, Gastronomie und der Handel.

Menschen mögen Märkte
Der Innsbrucker Christkindlmarkt als Ganzes ist ein Paradebeispiel für ein gelungenes Marktkonzept: Was vor 50 Jahren mit wenigen Marktständen in der Altstadt begann, ist heute eine Erfolgsgeschichte. Die sechs Innsbrucker Christkindlmärkte, mit dem bekanntesten in der Altstadt, erzielen in den 40 Markttagen eine direkte Wertschöpfung von rund 25 Millionen Euro, so Neuner. Die indirekte Wertschöpfung durch Restaurants, Hotels und Zulieferbetriebe beträgt insgesamt über 75 Millionen Euro. „Ein Euro bleibt also auf den Märkten und drei weitere werden noch dazuverdient“, schlüsselt der Veranstalter auf.

Weihnachtsmarkt Innsbruck Marktplatz
Glühwein, Geselligkeit und Geschenke: Christkindlmärkte sind ein touristisches Erfolgsrezept.
© Daniel Zangerl

Zwischen Schnee und Weihnachtsromantik
„Die Zielgruppe der Adventmärkte in Innsbruck reicht von zwei bis 102 Jahren“, erklärt Neuner. Besucher:innen kommen von überall her, sowohl vom In- als auch vom Ausland, und suchen nach der besonderen Atmosphäre, die nur Adventmärkte zu erzeugen vermögen. Einheimische nutzen die Gelegenheit zum Treffen mit Freund:innen und Einkaufen von Weihnachtsgeschenken bei den mittlerweile über 200 Marktständen. Dabei gehe es aber nicht um die Anzahl der Stände, so Neuner. „Es geht um die nützliche Frequenz, Rekorde sind uninteressant.“

„Ohne dieses Angebot wäre zum Winterauftakt wahrscheinlich nur überschaubar viel los in den Städten“, weiß Neuner. Auch viele andere Gemeinden und Tourismusregionen bieten deshalb mittlerweile Advent- und Christkindlmärkte in der Vorweihnachtszeit an. „Nicht alle Gäste wollen oder können im Winterurlaub Skifahren gehen“, so der Christkindlmarkt-Veranstalter. Außerdem schaffen diese die Möglichkeit für Kund:innen, ihre Geschenke regional und persönlich vor Ort zu kaufen.

Robert Neuner

Zur Person:
Robert Neuner

ist der Geschäftsführer der
IAI Veranstaltungs GmbH.

COWORKATION

Arbeit trifft Urlaub

Das neuartige Konzept Coworkation, das Arbeiten mit Urlaub verbindet, bietet Tourismusbetrieben und -regionen die Möglichkeit, Saisonen zu verlängern und Leerstände zu vermeiden.

Person sitzt in einem Café und arbeitet
Coworkation ist für Betriebe, Gäste und Einheimische interessant.
© ELIZA NAHUM

Der Begriff Workation setzt sich aus den englischen Wörtern Work und Vacation zusammen und kombiniert ortsunabhängiges Arbeiten mit Urlaub. Die Erweiterung um das „Co“ für Community sei eine Besonderheit, aber für die Umsetzung in Tirol umso wichtiger, erklärt Julia Scharting, Vorstandsmitglied des Vereins Coworkation Alps. „Uns ist wichtig, dass durch die Workation-Angebote in den Alpen auch eine Gemeinschaft entsteht.“ Dabei könne sich die Gemeinschaft auf eine gemeinsame Arbeitslocation einzelner Personen beziehen oder auch auf das eigene Firmenteam, das einen zeitweiligen Arbeitsplatz in den Alpen sucht.

Zusammenspiel und Neukombination
„Das Coworkation-Konzept kann als Betrieb gelebt werden, aber auch als Coworkation Diffuso“, beschreibt Scharting. Gemeint ist mit Letzterem eine Region oder eine Gemeinde, in der jede:r einen Teil zum Ganzen beiträgt – von Coworking-Spaces über Erholungs- und Freizeitangebote bis hin zu Übernachtungsmöglichkeiten. Das Angebot sollte im Idealfall so ausgelegt werden, dass sowohl Gäste als auch Einheimische davon profitieren. „Die Infrastruktur dafür gibt es innerhalb der Tourismusbetriebe bereits“, so die Coworkation-Expertin. Es gehe mehr um ein Neukombinieren von bereits vorhandenen Ressourcen. Ein gutes Beispiel dafür sei St. Johann mit seinem Projekt Weltraum. Dabei handelt es sich um einen Coworking-Space, der auch für Gäste attraktiv ist und von diesen gebucht werden kann.

In vollem Gange
Konkret umgesetzt wird das Konzept bereits in mehreren Tiroler Regionen, wie etwa in der Region Schwaz, in Osttirol und der Region Kitzbühel. Der Mesnerhof C in Steinberg am Rofan ist das Tiroler Aushängeschild für das im Betrieb gelebte Coworkation-Konzept. Beraten und unterstützt werden diese sowie auch Regionen, die sich dieser Thematik verschreiben, durch den alpenweiten Verein Coworkation Alps. Dieser biete zudem eine Zertifizierung als Coworkation-Betrieb an und schaffe ein Netzwerk zwischen den teilnehmenden Unternehmen, erklärt Scharting.

Julia Scharting

Zur Person:
Julia Scharting

ist Vorstandsmitglied des
Vereins Coworkation Alps.

THEMEN IN DIESEM ARTIKEL:
#Authentizität#Qualität
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