Attraktive Angebote

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MICE-Tourismus
Veranstaltungen in den Alpen
Kongresse, Incentives und Meetings machen knapp zehn Prozent des gesamten touristischen Aufkommens in Tirol aus und beleben vor allem touristisch schwache Monate.

© Tirol Werbung | Schreyer David
Das Convention Bureau Tirol mit Sitz in Innsbruck wurde vor knapp 20 Jahren als Teil der Tirol Werbung ins Leben gerufen. „Die Aufgabe des Convention Bureau ist es, Tirol als Veranstaltungsort international zu positionieren und zu bewerben“, erklärt Veronika Schumann, Leiterin des Convention Bureau. Ihr Team sei die Anlaufstelle für internationale Organisator:innen und koordiniere Angebote vor Ort, um Veranstaltungen aller Art in Tirol zu ermöglichen.
Randzeitenfüllung mit hoher Wertschöpfung
Der MICE-Sektor (MICE steht für Meetings, Incentives,
Conventions und Events) schaffe es wie kein anderer, die
Zwischensaisonen in Tirol zu füllen. „Die Hauptmonate
für Tagungen und Kongresse sind September und Mai,
gefolgt von Oktober, November, April und Juni“, erklärt
Veronika Schumann. „Außerdem gibt ein Tagungsgast
viermal so viel aus wie ein klassischer Urlaubsgast.“
Das erschließe sich aus der im Durchschnitt längeren
Aufenthaltsdauer, aber auch den unzähligen
Dienstleister:innen wie Cateringfirmen,
Technikanbieter:innen, Eventveranstalter:innen,
Restaurants und Geschäften, die miteingebunden werden.
„Regionen und Betriebe, die von diesem Tourismussektor besonders profitieren, haben sich diesem meist auch ganz verschrieben“, so die Veranstaltungsexpertin. Damit nur die Randzeiten zu füllen, sei zu wenig, um Erfolg zu haben. Als Forschungs-, Wissenschafts- und begehrter Wirtschaftsstandort sei Tirol ein international anerkannter Treffpunkt für einen fachlichen Austausch und wertvolle Begegnungen.

© belle&&sass
Zwischen Natur und Bergen
Mittlerweile haben viele Unternehmen und
Organisator:innen strenge Richtlinien bezüglich der
Umweltverträglichkeit ihrer Veranstaltungen. Anreisen
mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Betriebe mit
Umweltzertifizierungen sind bei vielen großen Firmen
Teil ihrer Veranstaltungsstandards – Stichwort Green
Events. Auch beim Rahmenprogramm von Tagungen und
Kongressen würden mittlerweile für Teilnehmer:innen
Compliance-Regeln hinsichtlich der Klimafreundlichkeit
gelten, weiß Schumann. Tirol kann dabei mit dem Luxus
der Natur punkten, so die Leiterin des Convention
Bureau. Das komme auch dem Trend entgegen, dass
Tagungsgäste zunehmend mehr Zeit zum Regenerieren und
Erholen neben den Veranstaltungen suchen.
Zur Person:
Veronika Schumann
leitet des Convention Bureau Tirol.
Wellness
Entspannt über das Jahr
Saunieren, Baden, sich erholen und den Stress hinter sich lassen sind ein wetterunabhängiges und über alle Monate hinweg attraktives Angebot für Gäste.

Der Wellnesstrend begann vor etwa 30 Jahren, erinnert sich der Hotelier Christian Harisch. Er ist der Geschäftsführer der Harisch Hotels, zu denen auch Wellness- und Gesundheitshotels wie der Lanserhof und der Schwarze Adler in Kitzbühel gehören. Karl C. Reiter, Inhaber des Posthotels am Achensee, sei einer der Vorreiter des Spa-Angebots in Tirol gewesen. Damals habe man ihn für seine Investitionen in die Wellnessanlage des Hotels noch für verrückt erklärt, mittlerweile seien die Wellness- und Erholungskonzepte aber ein unverzichtbares Angebot für den Ganzjahrestourismus.
Vielfalt und Authentizität
Die Spa- und Entspannungslandschaft hat in Tirol viele
Gesichter, von den Thermen in Ischgl und Längenfeld über
Hotels mit eigenen Wellnessbereichen bis hin zu Retreats
und anderen Erholungsangeboten. „Beim Wellnessen geht es
darum, die körperliche, geistige und seelische Balance
zu finden“, erklärt Elisabeth Mauracher,
Geschäftsführerin des Ayurvedahotels Sonnhof in
Hinterthiersee. Gäste kommen mit dem Bedürfnis, sich
ausruhen und erholen zu können.
Das Zielpublikum für Wellness sei tendenziell eher weiblich, Mitte 30 und vor allem aus dem DACH-Raum. Besonders sei auch, dass der Wellnessbereich viele Alleinreisende anziehe. Das läge am Konzept des Hotels, das eine Rundumbetreuung anbietet. „Bei uns kommen Gäste direkt für die Anwendungen und sehen das Wellnessangebot nicht nur als Rahmenprogramm“, so Mauracher. Das sei zwar sehr profitabel, aber die Implementierung sei komplex und auch das richtige Personal sei von Nöten. „Wichtig ist es, dass man hinter dem eigenen Konzept steht“, weiß die Hotelierin. Das sei ein Schlüssel zum Erfolg.
Zeiten ändern sich
Auch Wellnessen unterliegt dem Lauf der Zeit und hat
sich seit seinen Anfängen verändert. „Immer wichtiger
wird die geistige Wellness“, so Christian Harisch.
Besonders seit Corona habe sich dahingehend viel
verändert, weiß Elisabeth Mauracher. „Es geht nicht mehr
nur um körperliche Erholung, sondern Gäste kommen auch,
um Lösungen für seelische Probleme zu finden.“ Saunen
und Schwimmbäder werden nach wie vor Bestand haben, aber
die Größe des Wellnessangebotes sei nicht mehr das
Wichtigste. „Die Hardware muss da sein, aber die
Software wird immer wichtiger.”

© Tirol Werbung | Jarisch Manfred
Zur Person:
Christian Harisch
ist der Geschäftsführer der
Hotelgruppe Harisch Hotels,
die mehrere Hotels in Tirol
und Deutschland betreibt.
Christkindlmärkte
Tradition bringt Frequenz
Das Christkindlmarktangebot in Tirol schafft es, Menschen auch in der kalten Jahreszeit in Städte und Ortschaften zu bringen und so die heimische Wirtschaft zu beleben.

© Markus Mair
Veranstaltungen schaffen Frequenz“, weiß Robert Neuner, Geschäftsführer der IAI Veranstaltungs GmbH. Mit seinem Team ist er verantwortlich für die Organisation und Umsetzung der Innsbrucker Christkindlmärkte und der Bergweihnacht Innsbruck, aber auch für Themenmärkte zu Ostern, Bauernmärkte, Wein- und Gassenfeste im Zentrum der Landeshauptstadt. Von diesen würden nicht nur Unternehmer:innen, die ihre Ware direkt dort verkaufen, profitieren, sondern auch die umliegenden Betriebe, wie etwa Hotels, Gastronomie und der Handel.
Menschen mögen Märkte
Der Innsbrucker Christkindlmarkt als Ganzes ist ein
Paradebeispiel für ein gelungenes Marktkonzept: Was vor
50 Jahren mit wenigen Marktständen in der Altstadt
begann, ist heute eine Erfolgsgeschichte. Die sechs
Innsbrucker Christkindlmärkte, mit dem bekanntesten in
der Altstadt, erzielen in den 40 Markttagen eine direkte
Wertschöpfung von rund 25 Millionen Euro, so Neuner. Die
indirekte Wertschöpfung durch Restaurants, Hotels und
Zulieferbetriebe beträgt insgesamt über 75 Millionen
Euro. „Ein Euro bleibt also auf den Märkten und drei
weitere werden noch dazuverdient“, schlüsselt der
Veranstalter auf.

© Daniel Zangerl
Zwischen Schnee und Weihnachtsromantik
„Die Zielgruppe der Adventmärkte in Innsbruck reicht von
zwei bis 102 Jahren“, erklärt Neuner. Besucher:innen
kommen von überall her, sowohl vom In- als auch vom
Ausland, und suchen nach der besonderen Atmosphäre, die
nur Adventmärkte zu erzeugen vermögen. Einheimische
nutzen die Gelegenheit zum Treffen mit Freund:innen und
Einkaufen von Weihnachtsgeschenken bei den mittlerweile
über 200 Marktständen. Dabei gehe es aber nicht um die
Anzahl der Stände, so Neuner. „Es geht um die nützliche
Frequenz, Rekorde sind uninteressant.“
„Ohne dieses Angebot wäre zum Winterauftakt wahrscheinlich nur überschaubar viel los in den Städten“, weiß Neuner. Auch viele andere Gemeinden und Tourismusregionen bieten deshalb mittlerweile Advent- und Christkindlmärkte in der Vorweihnachtszeit an. „Nicht alle Gäste wollen oder können im Winterurlaub Skifahren gehen“, so der Christkindlmarkt-Veranstalter. Außerdem schaffen diese die Möglichkeit für Kund:innen, ihre Geschenke regional und persönlich vor Ort zu kaufen.
Zur Person:
Robert Neuner
ist der Geschäftsführer der
IAI Veranstaltungs GmbH.
COWORKATION
Arbeit trifft Urlaub
Das neuartige Konzept Coworkation, das Arbeiten mit Urlaub verbindet, bietet Tourismusbetrieben und -regionen die Möglichkeit, Saisonen zu verlängern und Leerstände zu vermeiden.

© ELIZA NAHUM
Der Begriff Workation setzt sich aus den englischen Wörtern Work und Vacation zusammen und kombiniert ortsunabhängiges Arbeiten mit Urlaub. Die Erweiterung um das „Co“ für Community sei eine Besonderheit, aber für die Umsetzung in Tirol umso wichtiger, erklärt Julia Scharting, Vorstandsmitglied des Vereins Coworkation Alps. „Uns ist wichtig, dass durch die Workation-Angebote in den Alpen auch eine Gemeinschaft entsteht.“ Dabei könne sich die Gemeinschaft auf eine gemeinsame Arbeitslocation einzelner Personen beziehen oder auch auf das eigene Firmenteam, das einen zeitweiligen Arbeitsplatz in den Alpen sucht.
Zusammenspiel und Neukombination
„Das Coworkation-Konzept kann als Betrieb gelebt werden,
aber auch als Coworkation Diffuso“, beschreibt
Scharting. Gemeint ist mit Letzterem eine Region oder
eine Gemeinde, in der jede:r einen Teil zum Ganzen
beiträgt – von Coworking-Spaces über Erholungs- und
Freizeitangebote bis hin zu Übernachtungsmöglichkeiten.
Das Angebot sollte im Idealfall so ausgelegt werden,
dass sowohl Gäste als auch Einheimische davon
profitieren. „Die Infrastruktur dafür gibt es innerhalb
der Tourismusbetriebe bereits“, so die
Coworkation-Expertin. Es gehe mehr um ein Neukombinieren
von bereits vorhandenen Ressourcen. Ein gutes Beispiel
dafür sei St. Johann mit seinem Projekt Weltraum. Dabei
handelt es sich um einen Coworking-Space, der auch für
Gäste attraktiv ist und von diesen gebucht werden kann.
In vollem Gange
Konkret umgesetzt wird das Konzept bereits in mehreren
Tiroler Regionen, wie etwa in der Region Schwaz, in
Osttirol und der Region Kitzbühel. Der Mesnerhof C in
Steinberg am Rofan ist das Tiroler Aushängeschild für
das im Betrieb gelebte Coworkation-Konzept. Beraten und
unterstützt werden diese sowie auch Regionen, die sich
dieser Thematik verschreiben, durch den alpenweiten
Verein Coworkation Alps. Dieser biete zudem eine
Zertifizierung als Coworkation-Betrieb an und schaffe
ein Netzwerk zwischen den teilnehmenden Unternehmen,
erklärt Scharting.
Zur Person:
Julia Scharting
ist Vorstandsmitglied des
Vereins Coworkation Alps.
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